Freitag, 1. Januar 2021

Werben?

Kunst

Kunst machen ist Werbung für das Ich, Propaganda für Protagonisten. Kunst heißt sich zeigen, schützt und erhält Privilegien, Privilegien von denen sich niemand freiwillig trennt. 

Bewegung
Dies hier haben wir irgendwann mal unser Bewegungstagebuch genannt.
Meistens schreiben Ursina und ich hier über etwas, was uns emotional bewegt hat, seltener über unsere Bewegungen im Raum, in der Stadt, bei der Arbeit.
Aber dieser Eintrag handelt von körperlicher Bewegung, der Bewegungen von Jill Soloway, die und der Bewegung des Blicks, die ein Dreieck bilden.
 
Male gaze
Die Sätze am Anfang sind von Jill Soloway, aus einem Vortrag von 2016 der live auf youtube gestreamt wurde und "the female gaze" heißt. Ursina hat mir von diesem Vortrag erzählt. Ich hatte vorher noch nicht von ihr gehört, wahrscheinlich weil ich mich weder mit Frauenfragen, noch mit der Metoo Bewegung oder mit TV-Serien intensiv beschäftige oder letztere besonders viel sehe. 
Jill Soloway erzählt, sie sei mit der Serie Loveboat aufgewachsen, aus der sie eine drei Kameraeinstellungen beschreibt, um zu verdeutlichen, was Male Gaze ist: erstes Bild Titten, zweites Bild die Pinacolada, dann beginnt die Szene.
Male gaze - der Begriff stammt von Laura Mulvey aus ihrem Essay von 1979 "narrative cinema and visual pleasure" - ist die Art und Weise, wie bildende Kunst und Literatur die Welt und Frauen aus männlicher Sicht abbilden, eine Welt in der sie Frauen als Objekte männlichen Vergnügens präsentieren. Dieser Blick setzt sich aus drei Aspekten zusammen: der Person hinter der Kamera, den Charakteren oder Protagonisten des Films und den Zuschauern. Jill Soloway sagt dann, dass sie erst dachte, es ist EIN Blick und ihr dann bewußt wurde, es ist ein DREIECK, eine Energie, die von drei Seiten kommt! Und dieser Male gaze, der männliche Blick auf die Welt ist alles, die Art wie wir als Geschellschaft die Welt sehen und unsere Rollen finden, innerhalb dieser Sichtweise und Interpretation von Leben.

Role Model
Das Besondere an Jill Soloway finde ich, ist sie selbst. In dem Moment, in dem ich hier zu höre und zus sehe kommt es mir so vor als sei es die erste Frau, die ich ernst nehme. Warum kommt es mir so vor? Woran liegt das? Weil sie nicht diese typische weibliche Rolle spielt? Weil sie wie eine Frau gestylt ist.
Ihre Haltung, die Körpersprache: tough, raumgreifend, selbstbewußt, selbstbestimmt, unabhängig, angstfrei und unkokett. Sie will nicht, sie muss nicht gefallen. In dem Sinne ist sie anders als viele, die  meisten Frauen in den Medien zumindest. Ein echtes Role Model, so viel stärker als alle mehr oder weniger hübschen, weiblichen Menschen in der Öffentlichkeit. Sie zu sehen und zu zuhören macht Mut.

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